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Osterinsel 2011


ChileOsterinsel 1x1

 ... Rapa Nui - am Nabel der Welt ...
    (Annett Kersten, Eloisa Kersten und Heiko Otto)


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Rapa Nui, so nennen die von Polynesiern abstammenden Ureinwohner der Osterinsel ihr Land. Wie verloren liegt das winzige Eiland inmitten der endlos wirkenden Weiten des Pazifischen Ozeans, mehr als 3500 km westlich von Südamerika und 4250 km östlich von Tahiti. Der nächstgelegene bewohnte Ort, die Insel Pitcairn, ist satte 2078 km entfernt. Damit ist Rapa Nui - die Osterinsel - der einsamste dauerhaft bewohnte Ort der Welt. Kaum vorstellbar, dass einst Menschen in winzigen Schilfbooten diese riesigen Entfernungen überwandten und die Insel besiedelten. Fernab der alten Heimat wurde Rapa Nui für seine Bewohner schließlich zum Mittelpunkt der Erde - zum Nabel der Welt ...
Petroglyphen

Mehr als 1000 Jahre später ist die Reise zur einsamen Insel im Pazifischen Ozean bei weitem nicht mehr so gefährlich, aber trotzdem noch ziemlich eindrucksvoll. Bei fast fünf Stunden effektiver Flugzeit vom peruanischen Lima nach Hanga Roa bekommen wir ein erstes Gefühl für die ungeheure Distanz, die allein schon zwischen Südamerika und dem Eiland liegt. Moai an der WestküsteBeim Landeanflug veranschaulicht zudem eine Durchsage des Flugkapitäns die Gefahren, die einem auf dieser abgelegenen Insel inmitten des größten der fünf Weltmeere so überraschen können: Wir sollen uns auf eine sofortige Evakuierung vorbereiten, da eine Tsunami-Warnung für die Isla de Páscua (so der spanische Name der Osterinsel) durchgegeben wurde. Kurz nach der Landung wird jedoch Entwarnung gegeben - der Tsunami hat Rapa Nui verschont, dafür aber im japanischen Fukushima umso schlimmeren Schaden angerichtet. Moai auf dem Ahu Ko te RikuDas Tsunamis auf der Osterinsel gar nicht so selten sind, erfahren wir bald darauf bei unseren Touren um die Insel: Viele der Moai - der monumentalen steinernen Statuen, für die Rapa Nui weltberühmt ist - liegen zerbrochen an den felsigen Küsten des Eilandes - umgeworfen unter anderem auch von Tsunamis der letzten Jahrzehnte ...

     Tag 1   (Hanga Roa, Ahu Tahai)
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Die Anzahl der Unterkünfte auf Rapa Nui ist (im Jahr 2011) noch ziemlich übersichtlich. Wir hatten vorsorglich bereits vor Beginn der Reise Kontakt mit Manuel, dem Betreiber der kleinen Pension „Chez Joseph” in Hanga Roa, aufgenommen. Dieser überrascht uns nun gleich am Flughafen mit einem sehr herzlichen Empfang und mit aus Blumen geflochtenen Halsketten. Auf sein Anraten kaufen wir auch sogleich im Terminal die Tickets für den „Nationalpark Rapa Nui” - die Hauptattraktion der Insel. Selbige erscheinen uns mit 25000 Pesos oder 50 US$ pro Person zwar alles andere als billig, doch Manuel meint, vor Ort, am Eingang des Parks, wären sie noch deutlich teurer.

Unsere Unterkunft, die eigentlich inmitten der Inselhauptstadt liegt, erweckt eher den Eindruck eines einsamen Gehöfts. Die wenigen im Karree angeordneten Bungalows werden von einem gepflegten kleinen Garten umgeben. Blühende Büsche und exotische Pflanzen nehmen fast das gesamte Sichtfeld ein. Ein Moai in Hanga RoaÜberhaupt scheint ganz Hanga Roa eher ein weitläufiges Dorf in einer farbenprächtigen Gartenlandschaft denn eine Stadt zu sein. Die Straßen sind schmal und teilweise noch ungeteert. Zwei kleine Restaurants, eine Imbissbude, zwei Souvenirläden, ein sehr übersichtlicher Markt, eine kleine Kirche und vor allem der malerische Fischereihafen mit einem guten Duzend schmaler Holzboote im winzigen Hafenbecken lassen erahnen, wo ungefähr das Zentrum der Siedlung liegt.

Ein erster einzeln stehender Moai vor der Hafenbucht lässt unsere Herzen höher schlagen: Ja, wir sind tatsächlich auf der Osterinsel angekommen - Wahnsinn ! Der sich anschließende abendliche Spaziergang zum nördlich von Hanga Roa gelegenen Ahu Tahai - einer Zeremonialplattform mit fünf Moai - steigert unsere Begeisterung noch weiter. Sonnenuntergang hinter am Ahu TahaiMalerisch stehen die imposanten Steinfiguren als schwarze Silhouetten vor der in den Weiten des Pazifiks versinkenden orangeroten Sonnenscheibe. Zwei weitere Plattformen mit je einem Moai vervollständigen das Postkartenmotiv und bescheren uns einen gelungenen Auftakt der Tour, der ganz sicher noch Großes für die vor uns liegenden Tage erwarten lässt !

     Tag 2   (Ahu Tahai, Westküste, Ahu Akivi)
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Zwar ist die Osterinsel mit einer Ost-West-Ausdehnung von gerade mal 24 km und einer Nord-Süd-Ausdehnung von maximal 13 km nicht wirklich groß, doch sind die Entfernungen definitiv zu weit, um alle Sehenswürdigkeiten per Pedes zu erkunden. Befragt nach den örtlichen Transportmöglichkeiten bringt uns Manuel am nächsten Morgen zu einer Autovermietung, die überraschend günstig Die Westküste der Osterinsel(für 25000 Pesos - umgerechnet ca. 37 Euro pro Tag) kleine Geländewagen der Marke Suzuki Jimny anbietet. Mit so einem Luxus hatten wir hier wahrlich nicht gerechnet. Aber bestens - das erleichtert zweifelsohne mein Vorhaben, möglichst jedem der gut 600 Moai der Insel meine persönliche Aufwartung zu machen. ;o)

Gut motorisiert beginnen wir unsere Tagestour am Ahu Tahai, der uns vom Vorabend bereits bestens bekannten Zeremonialstätte unweit der Inselmetropole. Die Figurengruppe steht im herrlichsten Morgenlicht; dahinter, im weiten Blau des Ozeans, ein sich näherndes Kreuzfahrtschiff - wie es aussieht bekommen wir Gesellschaft. (Erstaunlicherweise haben wir bisher noch keinen einzigen anderen Touristen auf der Insel zu Gesicht bekommen - das wird sich nun wohl ändern ...) Doch vorerst gehört das Terrain noch uns allein.

Ein Lavatunnels an der WestküsteIn unserm feuerroten Flitzer folgen wir der einsamen, ziemlich holprigen Piste entlang der Westküste, legen kurze Stopps an weiteren Steinfiguren ein, bestaunen die mächtige Brandung an den schwarzen, steil abfallenden Klippen, erkunden halb verfallene antike Höhlenbehausungen und tasten uns durch einen finsteren Lavatunnel, der zu zwei natürlichen Fenstern inmitten der Steilküste führt. (Dummerweise liegen unsere Taschenlampen in der Unterkunft, doch, wie sich zeigt, tun es notfalls auch die schwachen Hilfslichter der Kameras - was der ungeplanten Höhlenexkursionen letztlich sogar einen besonders abenteuerlichen Kick verleiht.) Das Land ringsum ist karg und steinig und abgesehen von mageren graugrünen Grasbüscheln vollkommen kahl. Hier, weitab vom farbenfrohen Hanga Roa, kann man das traurige Resultat Jahrhunderte langen Raubbaus an der Natur hautnah erleben. Verwilderte Pferde auf Rapa NuiZu unserem Erstaunen weiden vielerorts Pferde, die frei und verwildert wirken und die die ansonsten triste, vom Vulkanismus geprägte Landschaft mit Leben füllen.

Der Nachmittag ist bereits weit fortgeschritten, als wir Ahu Akivi - die einzige noch existierende Zeremonialplattform abseits der Küste erreichen. Der Anblick ist grandios: Sieben gut erhaltene Steinkolosse blicken von einer sauber restaurierten Rampe zur fernen Westküste. Vor den steinernen Riesen weiden Pferde, einen Steinwurf dahinter bietet das satte Grün eines Eukalyptushains dem Auge einen willkommenen Kontrast zum dürren Grasland. Der stetig wehende Wind zaubert eigenwillige weißgraue Wolkengebilde an den ansonsten azurblauen Himmel und reißt sie bald wieder auseinander. Der Ahu Akivi bei SonnenuntergangDas Licht der untergehenden Sonne vervollkommnet das Farbenspiel, verwandelt ganz allmählich das Grau der Tuffsteinfiguren in ein goldenes Gelb und schließlich in einen bronzefarbenen Ton. Wir warten bis die Dämmerung das Abendrot verbannt und fahren dann zurück nach Hanga Roa. Das Kreuzfahrtschiff ist inzwischen schon längst wieder abgefahren und der Ort liegt, idyllisch wie tags zuvor, unter einem herrlichen südlichen Sternenhimmel.

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Am Strand von AnakenaDieser Tag soll vor allem unserem Töchterchen Eloisa gehören: Wir wollen mit ihr an den Strand. Doch schon ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass dies auf Rapa Nui gar nicht so einfach ist. Die Insel ist vulkanisch - und wenn auch die letzten Vulkane vor Jahrtausenden schon erloschen sind, so bestimmen sie doch heute noch das Bild der Landschaft. Der Grundriss der Osterinsel ähnelt einem Dreieck mit jeweils einem Vulkankegel in den Eckpunkten. Die Erosion hat die Kegel gerundet und abgeflacht und weite Teile der Insel in steiniges Hügelland verwandelt, doch die Küsten sind felsig und rau. Die mächtigen Wellen des Pazifiks branden beständig gegen schroffe Basaltklippen und steiniges Ufer. Nur im Norden - am von Hanga Roa gesehen anderen Ende der Insel - gibt es eine kleine geschützte Bucht mit Sandstrand: die Bucht von Anakena. Genau dort, wo der Legende zufolge die Urväter der Rapanui-Maori ihren Fuß dereinst auf die Insel setzten, soll es heute hingehen. Dank unseres roten Geländeflitzers sollte dies auch kein großes Problem sein, doch müssen wir zuvor dringend noch einmal zum Flughafen von Hanga Roa. Die Nordküste und die Halbinsel Poike(Ein Gutteil unseres Gepäcks war auf dem Herflug abhanden gekommen. Einer Nachricht der Fluggesellschaft zufolge sollen die vermissten Teile heute Morgen nun doch noch auf der Osterinsel eingetroffen sein. Hoffen wir also mal das Beste !)

Der „Mataveri International Airport” südlich von Hanga Roa ist klein aber fein. Moai, Skulpturen des Vogelmann-Kults, Palmen und Blumenrabatten säumen die von der NASA als Notlandeplatz für das Space Shuttle Projekt gebaute Landebahn, die vor einem schicken flachen Empfangsgebäude endet. Auf der Parkposition steht gerade ein seltsam buntes Flugzeug mit der Aufschrift „Edelweiss” - ein merkwürdiger Anblick in dieser Umgebung und ein Umstand, der uns bald ein ganz besonderes Erlebnis bescheren soll. Doch davon ahnen wir vorerst noch nichts. Erfreulicherweise sind die fehlenden Teile unseres Gepäcks tatsächlich vollständig angekommen. Pferde vor dem Vulkan Maunga PuakatikiDem weiteren Verlauf unserer Reise dürfte nun also nichts mehr im Wege stehen.

Erleichtert machen wir uns auf den Weg zur Nordküste des Eilandes. Eine schmale, gut geteerte Straße passiert Hanga Roa und führt quer durch ein mit Eukalyptus aufgeforstetes Gebiet im Zentrum der Insel. Auf halber Strecke zweigt eine steiniger Piste in Richtung Maunga Terevaka, dem mit 507 m höchsten Berg der Insel, ab. Wir beschließen kurzerhand einen Abstecher. Es geht streckenweise steil bergan - so steil, dass ich unseren „Jimny” schon hart an seine Leistungsgrenze treiben muss. Bald liegt der bewaldete Hang hinter uns und der Blick öffnet sich über weite Teile der Insel. Hügeliges Grasland erstreckt sich bis hin zur östlichen Spitze der Osterinsel wo der schildförmige Vulkan Maunga Puakatiki aufragt. Südöstlich sehen wir den kleineren Krater des Rano Raraku Der Palmenhain von Anakenaund die kegelförmige Spitze des Maunga Te Kahu Rere, im Südwesten ist der Rano Kau zu sehen und ringsum glitzert das Meer im Sonnenlicht.

Zurück auf der Teerstraße ist es nur noch ein Katzensprung bis Anakena. Kurz vor der Bucht biegt die Trasse scharf ostwärts ab. Wir parken das Auto und folgen einem Pfad durch einen lichten Palmenhain, welcher ansich schon sehr bemerkenswert ist, da Palmen auf der Osterinsel eine echte Rarität sind und ansonsten nur noch vereinzelt in den Gärten Hanga Roas wachsen. Im Schatten der hoch aufragenden Stämme tummeln sich Pferde, Moai auf dem Ahu Nau Naudahinter können wir bereits den hellen Sand des Strandes von Anakena erkennen. Die sandige Bucht ist traumhaft schön und lädt geradezu zum Baden ein, doch zieht eine zwischen Palmen und Strand errichtete Zeremonialplattform - der Ahu Nau Nau mit seinen sieben imposanten Moai - uns zu allererst wie magisch in seinen Bann. Fünf der sieben auf der Rampe stehenden Steinfiguren sind fantastisch gut erhalten. Vier von ihnen tragen gar noch die großen Hüte aus dunkelrotem Tuffstein, die einstmals wohl die meisten die Köpfe der hiesigen Moai schmückten. Zweifelsohne ist dies die besterhaltene Kultplattform, die wir bisher auf Rapa Nui zu Gesicht bekommen haben. Im Umfeld liegen weitere gestürzte Steinfiguren auf dem Sandboden und von einem nahen Hügel wacht ein einzelner Moai von exponierter Stelle über die Bucht und den Palmenhain. Leider steht die Sonne bereits viel zu hoch im Norden (wir sind auf der Südhalbkugel !) und somit den landeinwärts blickenden Moai im Rücken. Für optimale Fotos müssen wir wohl noch einmal hierher kommen - und zwar möglichst früh am Morgen.

Der Ahu Nau Nau bei AnakenaDer Strand ist paradiesisch und erstaunlicherweise nahezu menschenleer. Wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten zweier Palmen, bauen mit Eloisa Sandburgen und planschen mit ihr im seichten warmen Wasser der Bucht. Bald gesellen sich einige einheimische Kinder mit improvisierten Surfbrettern zu uns. Eloisa nimmt sogleich eines der Bretter in Beschlag. Die wohl doppelt so alten Jungen lassen sie gewähren und amüsieren sich prächtig über die Kapriolen, die unsere Kleine damit schlägt.

Gegen Nachmittag bringt ein Bus ein gutes Dutzend lärmender Touristen - für uns unschwer als Deutsche zu erkennen. Rapanui-Maori beim HokoZuerst sind wir wenig begeistert von der plötzlichen Gesellschaft unserer Landsleute, doch bald schon kommen wir ins Gespräch und erfahren, dass es sich um Weltumfliegern handelt, die nur einen kurzen Zwischenstopp auf der Insel eingelegt haben. Das also erklärt das seltsame Flugzeug am Airport. Wenig später trifft ein zweiter Kleinbus ein. Ihm entsteigen fast ebenso viele Einheimische - alle in den farbenfrohen traditionellen Gewändern der polynesischstämmigen Ureinwohner - soll heißen, abgesehen von Lendenschurzen und Kopfschmuck aus Bast, Federn oder Blumen fast nackt - und ausgerüstet mit allerlei Musikinstrumenten. Sofort beginnen die Neuankömmlinge zu spielen und zu tanzen - die jungen Frauen sehr anmutig, die muskulösen Männer mit grimmigen Blicken und den martialischen Gebärden, die den rituellen Kriegstänzen der Rapanui-Maori, den „Hoko”, so eigenen sind. Wir sind begeistert und vollkommen überrascht. Weit weniger überrascht sind dagegen unsere Weltumflieger, handelt es sich doch um das organisierte Kulturprogramm ihres Zwischenstopps auf der Osterinsel - was für ein Glücksfall für uns ! Junge Rapanui-Maori zeigen traditionelle TänzeWeit über eine Stunde rocken die Rapanui den Strand. Der Rhythmus der Instrumente geht direkt ins Blut und bald werden auch wir aufgefordert, mitzutanzen ...

Für den Rückweg nach Hanga Roa wählen wir die Küstenroute. Die Straße folgt anfangs dicht der felsigen Nordküste und führt direkt auf den schildförmig aufragenden Vulkan Maunga Puakatiki auf der Halbinsel Poike zu. Mehrfach passieren wir die traurigen Überreste zerstörter Moai. Ein ausgeschilderter Bereich mit frühgeschichtlichen Felsritzungen lädt zu einem kurzen Rundgang ein. Unmittelbar vor dem den kompletten Ostzipfel der Osterinsel dominierenden Maunga Puakatiki knickt die Strecke südwärts ab, genau auf die Bucht von Hutuiti zu.

Ahu Tongariki vor der Steilküste der Halbinsel PoikeWer hätte gedacht, dass uns heute, nach Allem was wir an diesem Tag bereits gesehen und erlebt haben, noch irgendetwas regelrecht aus den Socken hau'n könnte ? Wir selbst jedenfalls nicht - bis plötzlich vor uns der Ahu Tongariki auftaucht ... 15 Steinriesen in Reih' und Glied auf einer fast 150 m langen Plattform, dahinter der an die steil aufragende Küste von Poike brandende Pazifische Ozean. Grandios ! Eine halbkreisförmige Natursteinmauer umrahmt das ganze Areal, in dem auch Felsritzungen und Petroglyphen zu finden sind, weiträumig. Ein einzelner Moai flankiert wie ein stummer Hüter der Anlage den Eingang. Auch hier - wie fast überall auf der Insel - stehen die Moai mit dem Rücken zur Küste, blicken also ins Landesinnere - zum westlich von uns aufragenden Krater des Vulkans Rano Raraku, hinter dem sich die Sonne ganz allmählich anschickt unterzugehen. Obwohl die Anlage fototechnisch also gerade optimal im Licht liegt, sind wir wieder einmal die einzigen Besucher weit und breit. Seltsam, gibt es wirklich so wenige Touristen auf der Osterinsel ? Nun - uns soll es recht sein. Erst als der lange Schatten des Rano Raraku die Kultstätte komplett bedeckt, können wir uns von deren Anblick losreisen. Es wird allerhöchste Zeit, zurück nach Hanga Roa zu fahren und Eloisa ins Bettchen zu bringen ...
Ahu Tongariki
     Tag 4   (Ahu Nau Nau, Südküste, Ahu Tongariki)
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Angetrieben von der Hoffnung, den Ahu Nau Nau, das eindrucksvolle Heiligtum in der malerischen Anakena-Bucht, im Licht der Morgensonne möglichst besser als gestern fotografieren zu können, brechen wir lange vor Sonnenaufgang auf und fahren Richtung Norden. Viel zu zeitig erreichen wir die Bucht: Zwar geht die Sonnen gerade auf, doch wirft ein Hügel östlich der Anlage seinen Schatten noch lange auf die Rampe mit den Moai. Wir nutzen die Zeit für ein morgendliches Bad in der um diese Zeit noch menschenleeren Bucht. Der Ahu Nau Nau bei AnakenaDann endlich wird unsere Geduld belohnt und für kurze Zeit stehen die Steinfiguren mit ihren roten Hüten ganz wunderbar im Sonnenschein ...

Hoch zufrieden mit den geschossenen Bildern fahren wir bald darauf zurück nach Hanga Roa, wo im Speiseraum unserer Pension bereits ein kleines aber feines Frühstück auf uns wartet.

Gut gestärkt brechen wir schließlich zu unserer eigentlichen Tagestour auf, die uns heute vor allem die südliche Küstenregion näherbringen soll. Wir beginnen am Flughafen. Nur einen Steinwurf vom östlichen Ende der Landebahn entfernt stoßen wir bereits auf die ersten Moai - genauer auf deren traurige Reste. Das Ufer ist hier flach und steinig. Einzeln oder gleich in ganzen Gruppen liegen die tonnenschweren Körper der mächtigen Kultfiguren an exponierten Stellen im Geröll der zerklüfteten Küstenlinie. Der „Pukao” eines gestürzten MoaiViele sind geborsten, andere noch erstaunlich gut erhalten, wieder andere kaum noch als Skulpturen zu erkennen. Meist entdecken wir zuerst die weit im Umkreis dieser Trümmerfelder verstreut liegenden roten Riesenhüte - die „Pukao”, die zwischen dem hellgrauen Ufergestein ganz besonders ins Auge fallen. Knapp ein Dutzend solcher Moai-Friedhöfe zählen wir auf unserem Weg entlang der Südküste. Dicht an dicht müssen hier einst die Ahu - die Zeremonialplattformen der Rapanui-Maori gestanden haben. Doch was hat sie alle zerstört ? Waren es Naturgewalten - oder wurden die Figuren von den Insulanern selbst gestürzt ?

Tatsächlich ist erschreckend wenig über die Geschichte der Osterinsel und der hier lebenden Rapanui-Maori bekannt. Es wird vermutet, dass die ersten, von Polynesiern abstammenden Menschen im 5. oder 6. Jahrhundert die Insel erreichten. Gestürzte Moai an der SüdküsteAnfänglich wurden wohl nur die Küstengebiete besiedelt. Um das 11. Jahrhundert begann dann höchstwahrscheinlich der Bau der Zeremonialplattformen mit den Moai, die vermutlich der kultischen Ahnenverehrung dienten. (Zur Blütezeit der Rapanui-Kultur im späten 16. Jahrhundert muss es wohl mehr als 250 Ahu mit über 1000 Moai gegeben haben.) Infolge eines rasanten Bevölkerungswachstums wurde mutmaßlich ab dem 13. Jahrhundert auch das Inselinnere besiedelt und ein regelrechter Raubbau an den natürlichen Ressourcen begann. Die Insel wurde komplett entwaldet, viele Tierarten ausgerottet. Der resultierende Rohstoffmangel und sich mehrende Hungersnöte müssen dann ab dem 17. Jahrhundert Am Zugang zum Ahu Tongarikizu zahlreichen Stammeskriegen und sogar zu Kannibalismus geführt haben. Ein neuer Ritus - der Vogelmann-Kult - verdrängte zu dieser Zeit die mit den Moai verbundene Ahnenverehrung und löste vermutlich die Zerstörung der meisten der traditionellen Zeremonialstätten aus. Naturkatastrophen und Tsunamis erledigten dann den Rest. Als am Ostersonntag 1722 der erste Europäer seinen Fuß auf die Insel setzte, lag die Kultur der Rapanui-Maori bereits in Trümmern.

Von der Verwüstung nicht verschont, doch sauber wieder aufgebaut, markiert der imposante Ahu Tongariki das östliche Ende des flachen, begehbaren Teils der Südküste und somit auch den Endpunkt unserer heutigen Tagestour. Bevor wir den 15 Moai jedoch ein zweites Mal unsere Aufwartung machen, gilt es einen kurzen Blick auf unser morgiges Ziel, den Rano Raraku, zu werfen. Noch steht die Sonne hoch genug am Himmel und der Weg zum Fuß des markanten Vulkans ist nicht allzu weit. Wie sich bald zeigt, ist das Gebiet rund um die steil aufragende Kraterwand weiträumig eingezäunt. Für den Eintritt benötigt man ein Ticket des „Nationalpark Rapa Nui”. Pferde vor dem Ahu TongarikiWir haben unsere bei der Einreise am Flughafen erworbenen Karten zwar durchaus dabei, doch sind diese - wie man uns am Eingang erklärt - nur für einen einzigen Besuch der Anlage gültig - und den sparen wir uns dann doch lieber für morgen auf. Nichtsdestotrotz ist von der Ferne schon so Manches zu erkennen was unsere Neugier auf den Berg ganz ordentlich befeuert.

Die schmale Schotterpiste, die vom Rano Raraku quer durch das dem Vulkankegel vorgelagerte flache Gras- und Buschland hin zum Ahu Tongariki führt, beschert uns einen seltsamen Anblick: 15 steinerne Köpfe, die über dem Gestrüpp zu schweben scheinen. Erst kurz vor der großen Zeremonialanlage öffnet sich der Blick auf den gesamten Komplex. Auch heute liegt das Areal einsam und verlassen in der Landschaft. Einzig ein paar Pferde grasen vor der langen Steinrampe. Moai am Rano RarakuGenau wie gestern drehen wir erst eine Runde um die Plattform und suchen uns dann ein nettes Plätzchen, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Den Abend verbringen wir bei ein paar Drinks mit Manuel, dem Manager des „Chez Joseph”. Wir hatten ihm gestern von unseren Erlebnissen am Strand von Anakena erzählt, woraufhin er uns heute nun mit einer ansehnlichen Sammlung von Aufnahmen einheimischer Musiker beglückt - ein abendfüllendes Programm !

     Tag 5   (Rano Raraku)
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Sagenhafte 397 Moai zieren die Hänge des Rano Rarakus - die meisten rund um den südwestlichen Außenwall, einige aber auch im Inneren des Vulkankraters. Eine Gruppe Moai am Rano RarakuZweifellos ist der „Vulkan der Bildhauer” (so die ungefähre Übersetzung des Namens) die Hauptattraktion der an Sehenswürdigkeiten wahrlich nicht armen Osterinsel. - Und auch wenn man das Beste möglichst bis zum Schluss aufheben sollte, so halten wir es nun doch nicht länger aus und widmen diesen unseren fünften Tag auf Rapa Nui voll und ganz dem feurigen Berg der Moai. Das Wetter meint es auch heute wieder gut mit uns: Strahlend blau ist der Himmel, betupft mit fotogenen weißen Wölkchen. Am Kassenhäuschen vor dem Eingang zum Nationalpark lassen wir unsere Tickets entwerten und betreten voller Spannung den Fußpfad zum Südhang des Vulkans.

Gleich dutzendweise bevölkern große graubraune Moai die grasbewachsenen Halden im unteren Drittel des Berges. Große Moai am Rano RarakuEinige stehen, andere liegen, wieder andere befinden sich in grotesker Schieflage, so als ob sie es sich im Sturz plötzlich doch noch einmal anders überlegt hätten. Es gibt Moai die man fast vollständig (also ab dem Bauchnabel aufwärts) bewundern kann, andere sind bis zur Schulterpartie eingegraben und bei manchen der Steinfiguren schaut gar nur der mächtige Kopf aus der Erde - ein wahrlich bizarrer Anblick und eine Fülle toller Fotomotive. Der Pfad schlängelt sich den Berghang empor bis zu den alten Steinbrüchen direkt am Steilhang des Vulkans.

Einst war der Rano Raraku der Ort, an dem die Moai erschaffen wurden. Fast alle der großen Steinskulpturen der Osterinsel entstanden hier an den Tuffsteinhängen des erloschenen Feuerbergs. Die ehemaligen Steinbrüche sind auch heute noch erkennbar. Unvollendeter Moai im SteinbruchBesonders einer von ihnen sticht ins Auge - eine tief ins Gestein geschlagene Nische, in welcher der noch fest mit dem Felsen verwachsene Torso eines riesigen, aber unvollendeten Moai ruht. Abrupt muss sich der Bruch der Insulaner mit ihrem über Jahrhunderte praktizierten Ahnenkult vollzogen haben - wie anders ließe sich sonst erklären, dass ein so aufwendiges Werk wie dieser halbfertige Gigant urplötzlich aufgegeben wurde ?

Je weiter wir dem ostwärts führenden Pfad über die Halden des Rano Raraku folgen, desto beeindruckender wird der Ausblick über die südöstliche Küstenregion. Hier, etwas abseits der anderen Skulpturen, stoßen wir auch auf eine wirklich ungewöhnliche Steinfigur: Ein kniender Moai mit rundem Kopf und angedeutetem Bart. Die „Tukuturi” genannte Skulptur ist der einzige Moai mit Beinen und einer weit weniger stilisierten, deutlich menschlicheren Körperhaltung. Farbenprächtiger Tuffstein im Krater des Rano RarakuVon seinem Standort hat man eine besonders schöne Sicht auf den unmittelbar vor der Küste gelegenen Ahu Tongariki und die dahinter aufragenden Klippen der Halbinsel Poike.

Hoch und steil erhebt sich hier auch der Ringwall des Rano Raraku. Um ins Innere des Vulkans zu gelangen, müssen wir uns wieder westwärts halten. Ein schmaler werdender Pfad führt dort hinauf zu einer Kerbe in der Westflanke des Tuffsteinkegels. Der Aufstieg ist nicht allzu steil, doch wirbelt man mit jedem Schritt Wölkchen von feinem ockerfarbenem Staub auf. Intensiv orange-gelb leuchtet auch das weiche Gestein, welches den Zugang zur Caldera flankiert. Vom Scheitelpunkt des Walls überblicken wir erstmals den gesamten Vulkankessel in seiner recht eindrucksvollen Ausdehnung. Ins Auge fällt dabei vor allem ein von Schilfgras umwucherter See, der einen Gutteil des Vulkankessels einnimmt. Dahinter, im Südosten der Caldera, erreicht der Ringwall seine maximale Höhe. Der See im Rano RarakuGenau dort sind auch, von der Ferne klein wie graue Pünktchen, die Moai zu erkennen, die einst im Inneren des Rano Rarakus aufgestellt wurden. Wir folgen dem gewundenen Pfad vorbei an blühenden Sträuchern hinab zum Ufer des Sees. Einige Pferde die sich im flachen Wasser tummeln bringen mich auf eine Idee: Es ist warm, wir sind durchschwitzt und nirgendwo ist eine andere Menschenseele zu sehen - was liegt da näher, als ein kurzes Bad im See ? Gesagt, getan - doch das Ufer ist schlammig. Der Weg ins Wasser führt durch Schilf und knietiefen Morast - und bald schon bereue ich meinen Entschluss ...

Moai im Krater des Rano RarakuVon der Sonne getrocknet bröckelt der Schlamm bald wieder von mir ab - und zumindest ein kleinwenig erfrischt kann es schließlich weiter gehen. Den jenseitigen Hang des Kraters allmählich erklimmend stoßen wir zunächst auf eine frische Ausgrabungsstätte. Rings um zwei der kolossalen Steinfiguren hat man hier vor nicht allzu langer Zeit den Boden sauber abgetragen. Die noch gut sichtbare Verfärbung des Gesteins verrät, dass beiden Riesen kürzlich noch versteckt bis zu den Nasenspitzen im feuchten Erdreich lagen. Etwas weiter stehen und liegen andere Skulpturen - und tatsächlich schauen von einigen nur Nase, Augen und Stirn aus dem grasbewachsenen Boden. Die meisten der Moai, die allesamt Richtung Kratersee blicken, stehen am etwas steiler ansteigenden Südhang. Von hier bis zum höchsten Punkt des Kraterwalls sind es nur noch ein paar Dutzend Meter. Über eine Kaskade aus größeren und kleineren Felsblöcken erklimmen wir schließlich den Gipfel. Vergrabene Moai im Rano RarakuEin grandioses Panorama belohnt die kleine Kraxelei. Steil, fast senkrecht fällt die Außenwand des Kraters jäh südostwärts ab. Tief unter uns erstreckt sich die Ebene bis zur südlichen Küste, vor der die 15 Moai von Tongariki über die Osterinsel wachen. Weiter östlich nimmt der Schild des Maunga Puakatiki die Halbinsel Poike vollkommen ein, gen Norden öffnet sich der Kraterkessel des Rano Raraku und fern im Westen markiert der Rano Kau das jenseitige Ende dieser kleinen Welt.

     Tag 6   (Rano Kau, Ahu Nau Nau)
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Vom Herzen der Ahnenverehrung ins Zentrum des Vogelmann-Kults - so könnte man unser heutiges Programm umreißen, denn nach den Steinbrüchen der Moai am Rano Raraku wollen wir nun auch die Kultstätten der Vogelmänner auf dem Rano Kau besuchen. Genauso gegensätzlich wie die Riten der Insulaner einstmals gewesen sein mögen, Der Krater des Vulkans Rano Kauso entgegengesetzt ist auch die Lage der beiden Heiligtümer. Ragt der Rano Raraku nahe dem östlichen Ende der Osterinsel auf, so bildet der gewaltige Krater des Rano Kau die südwestliche Spitze des Eilandes. Von Hanga Roa scheint es nur ein Katzensprung bis zum Fuße des Vulkans, doch schneidet die umzäunte Landebahn des Airports den direkten Weg zum Berg und zwingt uns zu einem beachtlichen Umweg. Hinter dem Flughafengelände schlängelt sich die Piste den grasbewachsenen Nordhang des Schildvulkans empor. Es dauert nicht lange bis der Berg einen hübschen Blick über Hanga Roa gewährt. Gebäude in OrongoMeter um Meter geht es weiter hinauf bis zum Kraterrand, der den Aufstieg schlussendlich mit einem eindrucksvollen Panorama über den gesamten Westen der Insel belohnt. Wirklich spektakulärer ist aber der Blick in die entgegengesetzte Richtung - hinab ins Innere des Kraters. Den Grund der Caldera, die ansich schon durch ihre pure Größe beeindruckt (sie durchmisst mehr als 1½ km und ist gut 200 m tief), bedeckt ein seltsamer, stark verlandeter See. Graublaue Wasserflächen und alle erdenklichen Schattierungen von Grün umfassende Landflächen und Inselchen bilden einen einzigartigen Flickenteppich, Ein Rapanui-Maori auf dem Rano Kauder den Boden des kreisrunden Kessel nahezu vollständig bedeckt. Und als ob dieser eh schon faszinierenden Anblick noch verstärkt werden müsste, zeigt sich über dem nach Süden zu abgesenkten Kraterrand ein Stück der schier endlos erscheinenden Wasserfläche des Pazifischen Ozeans, die, von der Ferne glatt und ebenso graublau wie das Wasser des Kratersees, gleich einer ins Unendliche reichenden Verlängerung desselben wirkt.

Im äußersten Südwesten, dort wo die immer schmaler werdende Kraterwand steil ins Meer abfällt, erhebt sich Orongo, das Heiligtum des Vogelmann-Kults. Ein ganzes Dorf aus niedrigen, länglichen, aus flachen Natursteinplatten errichteten Häusern zieht sich hier entlang des gekrümmten Grats des Vulkans. Die erstaunlich gut erhaltenen altehrwürdigen Gemäuer sind teils in die Erde eingelassen, durchweg fensterlos und mit Erde und Grassoden gedeckt. Das Innere ist düster und gleicht meist einem flachen Gewölbe mit sehr niedriger Decke. Die Felsen entlang des Steilhangs zieren Petroglyphen und ins Gestein geritzte Darstellungen von Vogelmännern, Vögeln und Fruchtbarkeitssymbolen. Felsritzungen in OrongoTief unten, der Steilküste ein gutes Stück vorgelagert, ragen die drei „Motus” - drei winzige Felsinselchen - aus dem brandenden Ozean. Diese waren einst der Schauplatz der Kämpfe um den Titel des Vogelmanns - des „Tangata manu” - und allen damit verbundenen Privilegien.

Alljährlich im Juli versammelten sich die Häuptlinge und Würdenträger der Stämme der Rapanui-Maori hier in Orongo, um ihre Streiter in den Wettkampf zu schicken, die Ehre des Vogelmanns für sich zu erringen. Der Überlieferung zufolge mussten die „Hopu” - die auserwählten jungen Krieger - den gut 300 m abfallenden Steilhang hinab zum Meer überwinden, Moto Kau Kau, Moto Iti und Moto Nuimit Hilfe von Schilfbündeln zum mehr als einen Kilometer entfernten Motu Nui schwimmen und in einem am Kopf befestigten Basttuch das erste Ei der dort brütenden Rußseeschwalbe unbeschädigt zurück nach Orongo bringen. Ein Wettstreit, der nicht nur Ehre sondern auch leicht den Tot bringen konnte, wie ein Blick in die tosende Tiefe leicht erahnen lässt. Der Häuptling, der den siegreichen Hopu ins Rennen schickte, erlangte für ein Jahr die Macht und die Würden eines Vogelmanns und somit die rituelle Führerschaft über die Clans der Insulaner sowie das Recht seiner Sippe, die Eier und Jungvögel von den Inseln einsammeln zu dürfen. Sein Ende fand der Vogelmann-Kult mit der Christianisierung der Inselbevölkerung im späten 19. Jahrhundert.

Den Nachmittag verbringen wir mit baden und Sandburgen bauen am Strand von Anakena am jenseitigen Ende der Insel, den Abend mit Manuel in Hanga Roa. Sonnenaufgang über dem Ahu TongarikiManuel überrascht uns mit einer Einladung ins örtliche Klubhaus, wo junge Insulaner gerade die traditionellen Tänze und Lieder ihres Volkes einstudieren. Man übt in T-Shirts und kurzen Hosen, nicht in den fotogenen Federkostümen wie bei der Aufführung am Strand. Nichtsdestotrotz macht es Spaß zuzuschauen und den exotischen Klängen der Musik zu lauschen. Ein leckeres Essen nach polynesischer Art im „Tavake”, einem kleinen Restaurant in der - nun ja, nennen wir's der Einfachheit halber mal Geschäftsstraße von Hanga Roa - rundet einen weiteren wunderschönen Tag auf Rapa Nui vortrefflich ab.

     Tag 7   (Ahu Tongariki, Ahu Nau Nau, Hanga Roa)
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Unser letzter Tag auf der Osterinsel ... Noch einmal quälen wir uns lange vor Sonnenaufgang aus den Betten um selbigen an einem ganz besonderen Ort zu erleben - Moai auf dem Ahu Tongarikidiesmal haben wir uns den mächtigen Ahu Tongariki an der Südostküste der Osterinsel auserkoren. Mit Beginn der Dämmerung brechen wir auf und erreichen die Anlage gerade rechtzeitig, um die 15 Moai vor einem eindrucksvoll violett-rot gefärbten Morgenhimmel bewundern zu können. Der eine knappe Halbestunde später beginnende Sonnenaufgang ist leider nicht ganz so spektakulär: Ein Wolkenband steht tief über dem östlichen Horizont und verbirgt den Aufstieg der feurigen Kugel aus den Fluten des Ozeans. Doch haben wir kaum Grund uns allzu sehr zu grämen, denn bald schon beginnen die vom Winde zerfaserten Ränder Ein Moai des Ahu Tongarikider Wolke im Licht der höher steigenden Sonne zu erglühen; verleihen einzelne, durch Wolkenlücken schießende Sonnenstrahlen den Köpfen der Moai regelrechte Heiligenscheine; zeigt sich Sol schließlich in ihrer ganzen Pracht über der Wolkenbank direkt hinter der Kultstätte und lässt die Moai lange Schatten über die weite Grasfläche vor der Plattform werfen. Auch der hinter uns steil aufragende Südosthang des Rano Raraku, von dem wir erst vorgestern die Anlage von oben bewundern durften, erstrahlt förmlich im sanften rötlichen Licht der Morgensonne. Kein Zweifel, auch dieser frühmorgendliche Ausflug hat sich rentiert !

Für den Rückweg wählen wir die Inlandroute, die zwar etwas länger ist, uns dafür aber die Gelegenheit gibt, dem Strand von Anakena und dem Ahu Nau Nau einen letzten kurzen Besuch abzustatten. Ein Moai des Ahu TongarikiNach dem Frühstück in Hanga Roa gilt es noch ein paar Souvenirs und Geschenke für die Lieben zuhause zu ergattern. Der beste Anlaufpunkt dafür ist die kleine Markthalle im Zentrum des Ortes. An einigen der hier aufgebauten Ständen bieten Kunsthandwerker eine beachtliche Auswahl ihrer Erzeugnisse feil: Es gibt aus Holz oder Tuffstein gefertigte Moai in allen erdenklichen Größen, Schmuck mit Petroglyphen oder Motiven des Vogelmann-Kults, hölzerne Masken und andere Schnitzereien, aus Blech gefertigtes Spielzeug, bedruckte T-Shirts und farbenfrohe polynesische Hemden, Postkarten, Bilder und vieles mehr. Wir erhandeln einige kleinere hölzerne Kultfiguren und einen etwas größer geratenen Moai aus Tuff (was den Umfang unseres eh schon beachtlichen Reisegepäcks auf besorgniserregende Weise vergrößert), dazu ein paar T-Shirts und die obligatorischen Postkarten. Nur nach CD's mit der Musik der Rapanui fragen wir vergeblich. Aber da ist ja noch die Sammlung von Manuel ! Dumm nur, dass sein Computer keinen CD-Brenner besitzt. Liegender Moai beim Ahu TongarikiBereitwillig bietet Manuel an, die Musik per eMail an uns zu senden, doch dafür würde mein arg begrenztes Postfach wohl kaum ausreichen. Schließlich komme ich auf die Idee, meine Kamera an den PC zu stöpseln und - hurra, es funktioniert - die Speicherkarte mit den in den letzten Tagen so oft gehörten exotischen Musikstücken zu fluten. Den anbrechenden Abend verbringen wir noch einmal im „Tavake”. Danach wird es allerhöchste Zeit, unsere Sachen zu packen und die Weiterreise vorzubereiten. Morgen in aller Frühe wird uns Manuel zum Flughafen bringen. Dann heißt es Abschied nehmen von der einsamen Insel inmitten das riesigen Stillen Ozeans, die vor langer langer Zeit für ihre Bewohner - und nun auch ein kleinwenig für uns - zum Nabel der Welt geworden ist. Der Abschied von dem Eiland mit seinen fantastischen Sehenswürdigkeiten und freundlichen Menschen fällt uns schwer, doch locken auch all die Abenteuer, welche vier weitere vor uns liegende Wochen im fernen Südamerika versprechen - vier Wochen voller Spannung und Erlebnisse auf unserem langen Weg entlang der Panamerikana, der uns vom „Nabel der Welt” nun zum „Ende der Welt” an der Südspitze Feuerlands führen soll ...

Bericht: Heiko Otto
März 2011      


 
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