Der neue Morgen bringt Sturm - das bekommt als Erste Sibylle zu spüren: Eine Bö reißt ihr beim Aussteigen die Wagentür aus der Hand. Der dünne Plastikstift, der selbige eigentlich vor einem zu heftigen Aufprall an der Außenwand des Wohnwagens schützen soll, ist hoffnungslos überfordert. Er verschwindet mit lautem Knall im Blech ! Der Schaden ist gering, doch er soll uns später, bei der Rückgabe des Wohnmobils, noch viel Ärger bereiten. Aber davon ahnen wir im Augenblick noch nichts. Zunächst geht es erst einmal weiter, immer tiefer in die Rocky Mountains hinein. Unsere Straße, die ihren Beinahmen "Scenic Highway" wahrhaftig verdient, schraubt sich höher und höher hinauf, bis zum 2457 m hohen "Dead Indian Pass". Einstmals soll hier ein verwundeter Indianer versucht haben, die seinen fliehenden Stamm verfolgende US-Kavallerie aufzuhalten. Uns animiert der Pass mit seinem fantastischen Panorama zu einer kurzen Rast, doch der kalte stürmische Wind treibt uns schnell wieder zurück ins warme Auto. Vom Pass führt die Straße in vielen Kurven hinab auf eine sich weitende Hochebene - das "Bighorn Basin". Prärie erstreckt sich vor uns - hügelig und rau, von dürrem gelbgrauen Wüstenbeifuss und struppigen Grasbüscheln bedeckt: Eine Landschaft, wie man sie aus zahllosen Filmen und Romanen kennt - Büffelland !
Eingebettet in dieses markante Stück Erde liegt Cody, die Heimat eines der berühmtesten und wohl auch berüchtigtsten Helden des "Wilden Westens", die Heimstadt von Buffalo Bill. Man braucht nicht allzu viel Fantasie um sich vorstellen zu können, wie es hier zu Zeiten Büffel-Bills ausgesehen haben mag. Für uns markiert Cody das nächste Etappenziel unserer Reise. Und getreu dem Motto einer Werbetafel "Eat more Buffalo" (denn was Menschen essen wird gezüchtet und stirbt demzufolge auch nicht aus) wollen wir an diesem geschichtsträchtigen Ort ein gutes Stück Büffelfleisch probieren. Glücklicherweise haben einige wenige der einstigen Herren der Prärie die hemmungslose Metzelei von Büffel-Bill und seinen Zeitgenossen überlebt und werden heute auf besonders weitläufigen Ranches gehalten. Das gibt auch uns die Gelegenheit ein wahrlich köstliches Steak á la Bison zu kosten - ausgerechnet im Hotel "Irma", dem nach seiner Tochter benannten ehemaligen Besitz von Buffalo Bill.
Jenseits von Cody führt die Straße schnurgerade ostwärts, über die schier endlos wirkende Hochebene; entschwindet am flirrenden Horizont unsern Blicken, ohne dass wir auch nur ein einziges anderes Fahrzeug entdecken können. Der Wind treibt Sand und losgerissene Grasknäule über die Piste. Eine Windhose wirbelt Staub und Pflanzenteile hoch in die Luft. Grenzenlos und ungezähmt wirkt das Land, und unwillkürlich schweifen unsere Blicke ab, gehen auf die Suche nach den Sioux-Kriegern, die hier vor kaum mehr als 150 Jahren auf Mustangs hinter Büffeln herjagten. Doch nur wenige der einst so stolzen und gefürchteten "Wilden" haben die Ära der Indianerkriege und des großen Eisenbahnbaus überlebt. Genau wie die Büffel störten sie bei der Landnahme der neuen Herren Amerikas, wurden abgeschlachtet oder in trostlose Reservate gesperrt. Heute wirkt die Prärie verlassen - kein Mensch, kein Tier ist zu sehen. Meile um Meile gleitet das flache karge Grasland an uns vorbei, bis endlich die blassgraue Silhouette einer mächtigen Bergkette fatahmorganagleich vor uns auftaucht.
Bei Greybull überqueren wir den "Bighorn River", der die westliche Flanke der "Bighorn Mountains" umströmt. Wie ein gewaltiger Riegel liegt diese Bergkette nun vor uns; ragt als ein letzter Gruß der "Rockies" in den Himmel - denn hinter dem "Granite Pass" führt die Straße endgültig hinab in die Weiten der "Great Plains".
Zwei Stunden später liegen die Berge hinter - nicht enden wollendes Grasland vor uns. Das Szenario ähnelt dem von Cody. Auf der bestens ausgebauten Interstate 90 schicken wir uns an, die nordöstlichen Distrikte Wyomings zu durchqueren. Vorerst begleiten uns die östlichen Ausläufer der "Bighorn Mountains" noch ein Stück nach Süden. Hinter Buffalo biegt der Highway dann gen Osten ab. Das Bergland bleibt zurück; Prärie breitet sich vor uns aus, dehnt sich bis zum Horizont und füllt bald unser gesamtes Blickfeld aus. Auch wenn der Highway deutlich stärker befahren ist, als die Straße jenseits der "Bighorn Mountains", so haben wir auch hier nicht selten das Gefühl, allein auf weiter Flur unterwegs zu sein. Ein paar Meilen hinter dem Städtchen Gillette verlassen wir die Interstate und folgen einer schmaleren Straße Richtung Norden. Der Charakter der Landschaft ändert sich vorerst kaum. Doch dann erregt plötzlich etwas Neues unsere Aufmerksamkeit, etwas das einem gigantischen, weit in der Ferne wurzelnden Baumstumpf ähnelt. Nach und nach mutiert der "Stumpf" zu einem steil aufragenden Felsplateau, einem einsam in der Weite stehenden 300 Meter hohen Block aus graubraunem Basalt. Der "Devils Tower" liegt vor uns !
Meterdicke sechseckige Basaltsäulen, die sich nahezu senkrecht in den Himmel strecken - sprachlos stehen wir am Fuße eines massiven, gut und gern 300 Meter durchmessenden Steinsockels. Was von der Ferne betrachtet beeindruckend aussah, wirkt aus unmittelbarer Nähe kolossal ! Eine Lehrtafel verrät uns, dass dieses überdimensionale Mahnmal gigantischer Naturgewalten der kristallisierte Magmakern eines vor 60 Millionen Jahren erloschenen Vulkans ist. Ein Wanderweg führt rund um den Basaltblock, vorbei an herabgestürzte Säulensegmenten, deren Durchmesser meine Körpergröße bei weitem übertrifft. In Wanderlaune versetzt laufen wir noch ein Stück weiter, genießen das kräftige Grün der Kiefern, die hier, an den westlichen Ausläufer der "Black Hills" das auf Dauer eher triste Einerlei der Prärie ablösen.
An der Grenze zwischen Wald und Prärie, nur wenige Meter von der Straße entfernt, stoßen wir auf eine Präriehundkolonie. Die seltenen, sonst eigentlich sehr scheuen Tiere haben sich hier, in unmittelbarer Nähe des vielbesuchten "Devils Tower", an die Gegenwart von Menschen gewöhnt; lassen uns bis auf wenige Meter an sich heran. Gut ein Dutzend der possierlichen Vierbeiner wuselt über das wie ein Schweizer Käse durchlöcherte Terrain. Jungtiere raufen sich vor ihrem Bau, ältere Familienmitglieder durchstöbern die Umgebung auf der Suche nach Nahrung, ein Weibchen säugt eines ihrer Jungen. Zwei ausgewachsene Präriehunde wachen aufmerksam über das Treiben - und schon eine einzige falsche Bewegung unsrerseits reicht aus: Einer der Wächter stößt einen bellenden Warnruf aus und in Sekundenbruchteilen ist die ganze Sippe in den Erdlöchern verschwunden ...
Elf Tage nach Beginn unserer Reise - ich muss den Kalender konsultieren, um mich zu vergewissern, dass wir tatsächlich erst elf Tage unterwegs sind - markiert eine weitere der uns inzwischen geläufigen Tafeln die Grenze zwischen den Bundesstaaten Wyoming und South Dakota. Die von Gewehrkugeln durchlöcherten Köpfe (Wir sind ganz offensichtlich noch immer mitten im "Wilden Westen" !) von George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln begrüßen uns im "Great Faces - Greate Places"-Staat. Das Konterfei der Präsidenten vermittelt einen ersten kleinen Vorgeschmack auf die vor uns liegende weltberühmte Sehenswürdigkeit. Doch bevor wir "Mount Rushmore" unsere Aufwartung machen, gibt es noch etliche andere Dinge zu bestaunen. So zum Beispiel zwei der größten Höhlen der Erde, die sich beide unter den "Black Hills" erstrecken: Die durch Liselotte Welskopf-Henrichs Romanzyklus "Die Söhne der Großen Bärin" bekannt gewordene "Wind Cave" und die "Jewel Cave". Uns bleibt leider nur Zeit, eine von beiden zu besichtigen - genauer gesagt, einen winzigen Teil von einer ...
Zwei Höhlen - und beide scheinen sie gleichermaßen interessant zu sein. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Nach kurzer Beratung entscheiden wir uns für die "Juwelenhöhle" - des Namens wegen. Doch der Name trügt: Nicht hochkarätige Kristalle glitzert im Licht der Lampen von den Höhlenwänden, sondern einfache milchigweiße Quarze. (Nicht dass wir wirklich Edelsteine erwartet hätten - Broschüren und Lehrtafeln am Eingang der Höhle klären jeden Besucher über die wahre Beschaffenheit der "Juwelen" auf - und sehenswert sind die mit einer dicken knubbligen Quarzschicht bedeckten Grotten allemal.) Ein Ranger führt uns durch das schier endlos erscheinendes Labyrinth aus Gängen und Hallen - immer wieder betonend, dass man tagelang durch diesen unterirdischen Irrgarten wandern könnte und er uns nur einen Bruchteil der bis dato bekannten 212 km Höhlenlänge zeigen könne. Hin und wieder - so erfahren wir - finden so genannte "Spelunking Tours" statt - abenteuerliche Expeditionen in die unzugänglicheren Bereiche des Höhlensystems. Doch leider sind wir just zum falschen Zeitpunkt hier und müssen mit einer ganz normalen Führung vorlieb nehmen. Sehr schade, aber nicht zu ändern.
Zurück aus der Unterwelt und wieder auf Achse: Keine zehn Meilen von der Juwelenhöhle entfernt liegt Custer, die älteste, noch immer lebhaft an Zeiten des großen Goldrauschs erinnernde weiße Ansiedlung in den "Black Hills". Angesichts der zahlreichen Souvenir-, Juwelier- und Kunsthandwerksgeschäfte entlang der Hauptstraße - allesamt im waschechten Westernstil gehalten - plädieren Sibylle und Eva dafür, ein paar Stunden fürs "Shoppen" zu opfern. Widerspruch hat, wenn es um dieses Thema geht, eh keinen Sinn, und so verbinden wir den Ladenbummel gleich mit einer Stadtbesichtigung. Wie sich schnell zeigt ist die Zeit keinesfalls verschwendet. Custer kann sich sehen lassen ! Nichts fehlt, was man in einer Wild-West-Stadt gemeinhin so erwartet: Angefangen vom hölzernen Office des Sheriffs über den "Trading Post" bis hin zu einer Reihe kleiner Saloons mit ihren obligatorischen Pferdekoppeln und hüfthohen Pendeltüren. Auch die Angebote der Shops sind einen Blick wert und reichen von skurril bis antik. Alte verbeulte Autokennzeichen kann man ebenso erwerben wie gebleichte Rinder- oder Büffelschädel, Waffen, indianisches Kunsthandwerk oder farbenprächtige Mineralien. Altes Holzspielzeug liegt neben jeder Menge Krimskrams und - wir trauen unsern Augen kaum - es gibt sogar eine alte Postkutsche aus der Gründerzeit zu kaufen !
Östlich von Custer erstreckt sich der "Custer State Park" über einen landschaftlich besonders reizvollen Teil der "Black Hills". Der "Wild Life Loop", eine schmale aber bestens geteerten Straße, erschließt interessierten Besuchern weite Teile dieses Naturreservats. Nach Süden hin geht der die "Hills" dominierende Kiefernwald ganz allmählich in hügeliges Grasland über - ein idealer Lebensraum für Bisons. Zu unserer großen Freude dauert es auch gar nicht lang, bis uns die ersten Büffel über den Weg laufen - und das im wahrsten Sinn des Wortes ! Denn plötzlich ist unser Wohnmobil von Bisons umringt. Zwei der aus unmittelbarer Nähe betrachtet unglaublich massig wirkenden Tiere stehen einfach vor uns auf der Straße. Ehe wir uns recht versehen, gesellen sich weitere dazu, weiden rechts und links von uns seelenruhig das Gras der Böschung ab und vermitteln nicht unbedingt den Eindruck, in kürze weiterziehen zu wollen. Auch wenn die ganze Szene durch die Fenster des Caravans betrachtet einen durchaus friedlichen Eindruck macht, ist uns nicht sonderlich wohl in unserer Haut. Kein Zweifel: Sollte sich eines der kräftigen Tiere durch uns provoziert fühlen, könnte das fatale Folgen für unser Fahrzeug haben. Geduldig warten wir also, bis sich eine hinlänglich breite Lücke zwischen den beinah tonnenschweren Giganten bildet und wir ganz langsam der Einkesselung entfliehen können.
Den "Needles Highway" nordwärts steuern wir unser Wohnmobil zurück ins Kerngebiet der "Black Hills". Schnell wird die Umgebung wieder waldreicher, werden die Berge schroffer und felsiger. Die enge, ungemein kurvige Straße windet sich durch ein Areal, welches von fantastischen Felsformationen geprägt wird. Als "Needles" - "Nadeln" - werden diese treffend in unserer Landkarte bezeichnet. Der graue erodierte Granit ragt in Türmen und schmalen, sich nadelartig verjüngenden Säulen über die dunklen Kronen des Kiefernwaldes. Ein herrliches Gebiet für eine Wanderung. Durch zwei kurze Tunnel kommen wir zum malerisch gelegenen "Sylvan Lake". Ein Rastplatz am Seeufer bietet sich als Ausgangspunkt für eine Exkursion in die nähere Umgebung geradezu an. Als Ziel küren wir kurzerhand den "Little Devil’s Tower" - ein Felsplateau inmitten der "Needles". Ausgerüstet mit den Kameras und einer kleinen Wegzehrung soll es ohne Verzögerungen losgehen. Doch schon nach wenigen hundert Metern müssen wir fluchtartig den Rückzug antreten. Mit atemberaubender Geschwindigkeit hat eine furchterregend dunkle Wolkenfront den eben noch blauen Himmel okkupiert. Sturmböen peitschen über die aufgewühlte Oberfläche des Sees. Kaum haben wir den schützenden Caravan erreicht, beginnt auch schon der Showdown. Ein Blizzard - ein Gewittersturm mit sintflutartigen Regenschauern - tobt über uns hinweg. Dem Regen folgt Hagel. Körner von der Größe eines Tischtennisballs hämmern auf Dach und Scheiben des Fahrzeugs, erzeugen eine infernalische Geräuschkulisse in der jegliche Unterhaltung stirbt. Minuten ziehen sich in die Länge. Gedanken an einen böse demolierten Mietwagen geistern durch unsere Köpfe. Kaum zu glauben, dass die Glasscheiben dieses Bombardement überhaupt aushalten ! Dann plötzlich ... Stille ! Ebenso schnell wie er begonnen hat, ist der Spuk vorüber. Nur der von unzähligen Hagelkörnern bedeckte Erdboden bezeugt, dass das ganze Spektakel nicht einfach nur ein Hirngespinst war. Ein wenig Bange umrunden wir unser Vehikel, können aber keine nennenswerten Schäden finden. Glück gehabt ! Minuten später starten wir den zweiten Versuch, dem "Little Devil’s Tower" einen Besuch abzustatten.
Über einen knirschenden Teppich aus körnigem Eis führt der Pfad in den Kiefernwald hinein. Speere aus Sonnenlicht schießen durch die schnell aufreißenden Wolken; lassen die Kristalle auf dem Waldboden glitzernd aufleuchten. Der infolge des Unwetters ziemlich morastige Trail führt ein gutes Stück durch weitgehend ebenes Gelände. Heruntergerissenes Geäst und einige geknickte Bäume bilden die einzigen nennenswerten Hindernisse. Hin und wieder kommen wir an einzelnen, steil aufragenden Felsnadeln vorbei - erste Vorboten der "Needles", die wir nun bald aus der Nähe zu sehen hoffen. Zwischen grauem Granit erregt ein kleiner Haufen Geröll unsere Aufmerksamkeit. Ein geradezu unnatürliches Funkeln geht von ihm aus; lässt das Glitzern der langsam tauenden Hagelkörner stumpf erscheinen. Eine kurze Klettertour enthüllt schnell das Geheimnis: Die Sturzfluten des Blizzards haben eine Unmenge Katzengold (oder ein ähnliches silbrig glänzendes Mineral) aus dem Felsen gewaschen, welches im hellen Sonnenlicht wie reinstes Silber glänzt. Mit prall gefüllten Taschen ziehen wir weiter, folgen dem schmaler werdenden Pfad, der nun beginnt, steil anzusteigen. Immer höher geht es hinauf, anfangs noch durch den Wald, später über blanken Felsen. Die bisher eher gemütliche Wanderung wird bald zur schweißtreibenden Klettertour. Doch die Mühe lohnt ! Vom Gipfel des "Little Devil’s Tower", den wir schließlich erreichen, öffnet sich uns ein unvergleichliches Panorama. Wie Zinnen einer gewaltigen Festung ragen die eigenartigen, "Needles" genannten Granitgebilde rund um unseren Standort auf; wirken wie zerfurchte Klippen, die von einem wogenden Meer aus Gelbkiefern umbrandet werden.
Neben "Grand Canyon" und "Monument Valley" ist "Mount Rushmore" wohl eines der bekanntesten Wahrzeichen der Vereinigten Staaten. Die vier in den harten Granit der "Black Hills" gesprengten Präsidentenköpfe kennt wahrscheinlich jedes Kind. Durch ein Spalier aus Betonsäulen, die mit den Fahnen der 50 Unionsstaaten und deren Beitrittsdaten geschmückt sind, läuft man genau auf die alles überragenden Häupter von George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln zu. Eine Aussichtsplattform und ein Amphitheater bieten tolle Blicke auf das Monument und selbstredend gibt es auch ein Museum zur 14-jährigen Baugeschichte des "Schreins der Demokratie" - wie der Komplex auch genannt wird.
So prominent der Schrein der "neuen" Amerikaner, so unbekannt ist sein im Bau befindliches, ähnlich kolossales Gegenstück. Nur wenige Kilometer südwestlich von "Mount Rushmore" entsteht ein gigantisches Denkmal für die "alten" Amerikaner - die Indianer. Obwohl der Baubeginn dieses Projekts schon 52 Jahre zurückliegt, ist der Termin für die Fertigstellung noch immer nicht absehbar. Kein Wunder, da das ausschließlich durch Spenden finanzierte Werk von offizieller Seite eher mit Unbehagen oder Gleichgültigkeit beobachtet wird. Ausgerechnet Tashunka Witko, besser bekannt als "Crazy Horse", der einst so gefürchtete und später ermordete Kriegshäuptling der Lakota-Indianer soll hier als steinerner Riese wieder auferstehen ! Doch nicht nur Weiße, sondern auch viele Indianer stehen dem Projekt skeptisch gegenüber; betrachten die menschlichen Eingriffe als Entweihung der für sie heiligen "Black Hills". Chronischer Geldmangel lässt das Projekt immer wieder ins Stocken geraten. Dennoch - ein Abstecher zur Baustelle lohnt sich: Der Kopf des Häuptlings ist bereits recht gut zu erkennen.
"Mount Rushmore" und die "Black Hills" markieren den Wendepunkt unserer Reise - zumindest besagt das der zuvor aufgestellte Tourenplan. Mehr als 2000 Meilen trennen uns von Vancouver - dem Start und Endpunkt dieses Abenteuers. Der Gedanke an die lange Rückreise, die nur durch einige wenige kleinere Ziele versüßt wird, wirkt alles andere als motivierend. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Eva und ich Sibylles Vorschlag, die beiden als Reserve für Notfälle verplanten Zusatztage für einen Abstecher in die nahegelegenen "Badlands" zu nutzen und somit die unumgängliche Heimreise noch ein kurzes Stück aufzuschieben, zustimmen. Nur Thomas ist dagegen - doch die Mehrheit entscheidet !
Fortsetzung folgt ...
Bericht: Heiko Otto
Juni 2000
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